Das räumliche Sehvermögen des Menschen beruht auf dem Prinzip der binokularen Parallaxe. Das heißt: jedes Auge empfängt einen etwas anderen Bildanteil auf der Netzhaut. Diese leicht verschiedenen Bilder sind für sich zweidimensional. Erst durch die Verarbeitung im Gehirn werden sie zu einem räumlichen Eindruck zusammengefügt. Nun macht man sich bei der Lentikular-(Linsenraster-)technik diese Kanaltrennung und Steuerung durch die plankonvexe Folienform der Lentikularfolie zunutze.
Was ist Lentikularfolie?
Die Lentikularfolie ist eine besondere Art Folie, die durch kleine Linsen auf der Oberfläche der Folie optische Effekte erzeugt. Bilder auf Lentikularfolie gedruckt werden oft als Wackelbild bezeichnet.
Jedes Auge bekommt durch die Linsenanordnung nur einen bestimmten Bildanteil zu sehen. Das Entscheidende ist die sehr genaue Platzierung der Bildteile auf der Linsenrasterrückseite. Der Druck auf die plane Linsenrasterrückseite wird entweder direkt im Inkjetdruck/UV-Offset-Druck durchgeführt oder das Bild wird zuerst auf ein Medium (Papier, Kunststofffolie) gedruckt und dann auf die Lentikularfolienrückseite kaschiert.
Lentikularfolie gibt es in verschiedenen Varianten mit unterschiedlichen Linsen per Inch (LPI). Wir nutzen Lentikularfolie mit 10-150 LPI, 0,22-10mm Dick und Linsenformen speziell für 3D oder Flip-/Animationseffekte geeignet. Lentikularfolien werden aus PS, PETG, und Acryl hergestellt.
Optische Effekte mit Lentikularfolie
Mit einer größeren Anzahl von Teilbildern wird der 3D-Tiefeneffekt dynamisch. Wenn man den Kopf seitwärts bewegt, sehen die Augen andere Bildpaare. Man sieht also etwas "um das Objekt herum". Die Einzelbildpaare sind zwar statisch, verlaufen aber in ihrer Betrachtungsabfolge zu einem dynamischen Tiefeneffekt.
Dies ist auch der Unterschied zum "normalen" Stereo-Tiefeneffekt. Dort ist der Tiefeneindruck immer statisch. Im 3D-Lentikular-Tiefeneffekt werden je nach Linsentyp (LPI-Zahl) und der zur Anwendung kommenden Druckverfahren 9-36 Einzelbilder benutzt. Diese werden dann mit einer speziellen Software zusammengerechnet. Dieses Verfahren nennt man Interlacing (dt. Verkemmen). Hier eine vereinfachte Darstellung mit nur zwei Bildteilen:
Die gleichen physikalischen/technischen Prinzipien gelten für die Umsetzung von Flip/Wechseleffekten/Animation/Video etc. mit der Lentikulardrucktechnik. Das einzige Entscheidende ist dabei, dass es darauf ankommt für beide Augen die genau gleichen Bildanteile sichtbar zu machen. Dies wird bei der Anwendung im Lentikularkartenbereich bis ca. DIN A4 mit der horizontalen Linsenrasterausrichtung bewirkt.
Dabei erreichen immer dieselben Bildanteile beide Augen gleichzeitig; bei größeren Druckformaten sieht es anders aus. Zum Beispiel werden für an der Wand hängende Plakate, wie beim 3D-Effekt, nur eine vertikale Linsenanordnung verwendet, sodass durch die Eigenbewegung des Betrachters ein Bildwechsel zustande kommt. Dabei besteht aber auch die größere Gefahr das beide Augen, nicht immer den selben Bildanteile zu sehen bekommen.
Darum werden für diese Anwendungen möglichst gröbere Lentikularfolien mit einem größeren Öffnungswinkel benutzt um diese unerwünschte Nebenbildergefahr auch "Ghosting" genannt zu minimieren. Letztendlich beschränkt diese Ghosting-Gefahr die Möglichkeit, die gleich große Anzahl von Animationsstufen für Lentikularplakate wie für kleine Lenticularkarten einzusetzen.